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Der diversitätskritische Report

(c) BfvE

Es tut sich was! Endlich auch in Deutschland. Angeführt vom internationalen US-Unternehmen Viacom, das im Oktober bekannt gegeben hat, dass es weltweit Diversity-Richtlinien für ihre neuen Produktionen aufstellt. Die UFA zog als erstes deutsches Unterhaltungsunternehmen nach und verpflichtet sich, bis 2024 im Gesamtportfolio die Diversität der Gesellschaft nach dem Zensus der Bundesregierung abzubilden. Zwar stehen wir der Art der Zählung an vielen Stellen kritisch gegenüber, aber zumindest ist der Anteil an weiblichen Personen sehr konkret. Im Bereich Filmförderung hat die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein (FFHSH) bereits im Sommer eine Diversity-Checklist eingeführt. Es geht um Vielfalt vor und hinter der Kamera, aber auch ob inhaltlich mehr geboten wird als nur Stereotype von unterrepräsentierten und marginalisierten Gruppen. Außerdem bekommen wir vereinzelt mit, wie Unternehmen aus der Medienbranche Diversitätsbeauftragte ernennen oder Fachberatungen in Sachen der Diversität bei Produktionen einbeziehen und eine eigene Haltung zu dem Thema finden wollen.

Wir begrüßen diese Entscheidungen sehr, spüren aber auch oft eine große Verunsicherung im Umgang damit. Denn vielfältig zu schreiben und produzieren, erfordert eine Reflexion über die eigene Art, die Welt zu sehen. Das verunsichert nicht nur, es erschwert auch das gut gemeinte Vorhaben. Um diejenigen zu unterstützen, die sich Diversität auf die Fahne geschrieben haben, aber noch nicht genau wissen, wie das gehen soll, haben wir ein neues Angebot entwickelt: der Diversitätskritische Report. Egal ob Stoffe als Konzept, Drehbuchfassung oder im Rohschnitt vorliegen, wir analysieren sie vor allem nach dem Potential für mehr Diversität. Doch was heißt das genau und wie kann dieses Angebot helfen?

Das Büro für vielfältiges Erzählen arbeitet immer im Dialog. Auch hier betrachten wir beide mit unseren unterschiedlichen Perspektiven das vorhandene Material und diskutieren unsere persönlich-professionelle Lektüre. Zusammen setzen wir uns mit Charakteren, Handlung, Sprache und Bild auseinander. Dafür benutzen wir unser dramaturgisches Modell DAS BEGEHREN DER ANDEREN* und ziehen unter Umständen auch weitere Spezialist*innen zu Rate.

Wir überprüfen die Gender-Balance, analysieren Haupt- und Nebenfiguren nach Vielfalt und dem Umgang damit, erspüren Klischees und Stereotype und machen darauf aufmerksam, an welchen Stellen Potential für mehr Diversität besteht und an welche Stereotype die Oberhand gewinnen. Dabei schauen wir, wie mit Sprache – und im Fall eines Rohschnitts auch mit Bild – umgegangen wird. Wir fassen unsere Analyse auf vier bis fünf Seiten zusammen.

Wenn gewünscht, stehen wir auch für eine Beratung zur Verfügung. Dabei schließen wir an den Report ein detailliertes Gespräch zu der Potentialen der Charaktere und der Handlung an, diskutieren problematische Stellen und vor allem auch konkrete Lösungsmöglichkeiten. Wenn gewünscht begleiten wir das Projekt von der Entwicklung bis zur Produktion, bereichern das kreative Team mit unserem dramaturgischen Modell und Trainings zu vielfältigem Erzählen und stehen in allen Phasen der Entwicklung für Beratungen mit unserem dialogischen Team zur Verfügung.

Damit hoffen wir, Verunsicherung zu nehmen, mittelfristig mehr Partizipation zu ermöglichen und dazu beitragen zu können, dass Vielfalt vor und hinter der Kamera eine Selbstverständlichkeit wird.

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